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Gemeinde Weilerswist

Liebe Bürgerinnen und Bürger

Trotz des eher bedrückenden Themas: Es war wieder ein sehr stimmungsvolles Bild an der Stele in unserem Hochzeitsgarten, als die Gemeinde Weilerswist gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule der ermordeten Juden des Nazi-Regimes gedachte. Bevor die Schülerinnen und Schüler die Namen der ermordeten Juden der Gemeinde Weilerswist vorlasen, durfte auch ich eine Ansprache halten: 

Liebe Schülerinnen und Schüler,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir sind heute zur Gedenkfeier anlässlich der Reichspogromnacht am 
9. November 1938 zusammengekommen. Wir gedenken der jüdischen Opfer des NS-Regimes.

Seit 1933 wurden die Juden, andere gesellschaftlichen Minderheiten, Menschen mit Behinderungen, Menschen eben, die einem willkürlich festgelegten Idealbild nicht entsprachen oder dieses hinterfragten, in Deutschland in einer sich steigernden Folge diskriminiert, diffamiert und ausgegrenzt. Der Pogrom war ein Umbruch in eine Verfolgung der Juden von bis dahin nicht gekannter Brutalität. 
Das spürten die Juden, alle, die mit ihnen lebten, die gesamte deutsche Gesellschaft. 

Wir treffen uns hier jedes Jahr zur Gedenkfeier mit dem Blick zurück als Erben der Deutschen Geschichte, aber auch mit dem Blick als Zeitzeugen im Hier und Jetzt und als mündige Mitglieder einer Demokratischen Gesellschaft.

Was rechtfertigt den Angriff und die Verfolgung von Menschen, die anders sind und anders denken?
Intoleranz und Angst vor dem Anderssein, Ausgrenzung, Hass und Machtstreben sind Ursache und Rechtfertigung.

Unsere Großeltern und teilweise unsere Eltern erlebten den Pogrom gegen die Juden als Zeitzeugen. Doch auch wir sind Zeitzeugen für Angriff und Verfolgung von Menschen, hier bei uns in Deutschland und weltweit:

Seit dem Februar letzten Jahres erleben wir in unserer europäischen Nachbarschaft den Angriff auf das ukrainische Volk durch Russland.

Am 7. Oktober dieses Jahrs überfiel die Hamas mit einer terroristischen Aktion Israel.  Seitdem erleben wir mit jedem Tag, der vergeht, ein unvorstellbares Grauen - mit Bildern, mit Nachrichten, die die menschliche Vorstellungskraft zertrümmern. Mit einem Entsetzen, das auch kein israelisches oder deutsches oder arabisches Entsetzen ist, sondern ein menschliches Entsetzen vor diesen Zivilisationsbrüchen.

Nicht erst seitdem dieser Konflikt zwischen der Terrorgruppe Hamas und dem Staat Israel eskaliert ist, erleben wir heute in Deutschland Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus durch einzelne Personen oder Gruppierungen in seiner ganzen Bandbreite, von gewalttätigen Demonstranten über an Wänden geschmierte Symbolen und Parolen bis hin zu Brandstiftung und Mord.

Und welche Rolle haben wir als mündige Bürger in einer Demokratie?

Kofi Annan, der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen fasste es so zusammen: „Was das Böse benötigt, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit.“ Es reicht nicht, aus Distanz die sich wiederholenden Handlungs- und Denkmuster von aggressiven Rassisten, Fanatikern und Imperialisten zu erkennen und zu analysieren.

Entschlossenheit und Mut sind gefordert!

Mutig für seine Werte einzutreten und zu handeln heißt, seine Komfortzone zu verlassen und auch Nachteile für die eigene Person in Kauf zu nehmen. Bei schrecklichen Krisen und Katastrophen wachsen viele über sich hinaus. Insbesondere nach dem Pogrom halfen viele Deutsche den verfolgten Menschen, versteckten sie oder halfen ihnen bei der Flucht und riskierten dabei ihr eigenes Leben. 

Dieses Hinschauen, Anpacken und Helfen ist unermesslich wichtig unter Freunden, in der Familie, in unserer Gesellschaft.

Das gilt auch aktuell für uns, nachdem wir Deutschen mit unseren europäischen Freunden und anderen Partnern Stellung gegen den Überfall der Ukraine durch Russland und Stellung gegen den terroristischen Überfall der Hamas auf Israel bezogen haben. 

Dass wir über uns hinauswachsen können, haben wir im Jahr 2021 bewiesen. Erinnern wir uns! In der Nacht der Flut und den Tagen und Wochen danach erlebten wir eine Hilfsbereitschaft bis zur völligen Erschöpfung unter Freunden und Familien, unter Nachbarn und von Menschen, weit über die Ortsgrenzen hinaus. Religion, Alter, Hautfarbe und Herkunft waren egal. Nehmen wir dieses Gefühl des friedlichen Miteinanders mit in den Alltag. 

Das macht uns stark, für Krisen, Katastrophen und für unsere Demokratie!

Wir wollen Frieden für alle - Hevenu Shalom Alechem - nurid alsalam liljamie

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals ausdrücklich bei den Schülerinnen und Schülern des 7. Jahrgangs der Gesamtschule bedanken, die uns im Anschluss an die Gedenkfeier im Hochzeitsgarten eine beeindruckende Performance mit Liedern, Gedichten und filmischen Sequenzen in der Aula beschert haben.

Ihre

Anna-Katharina Horst

Bürgermeisterin


Bürgermeisterin im Dialog

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